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Ein Wochenende in Schwerin

Am Freitag, den 11.09.2015 kamen Pläne an die Öffentlichkeit, in der ehemaligen Comenius-Schule eine temporäre Notunterkunft für ca. 150 Flüchtlinge einzurichten. Als Reaktion darauf veranstaltete die Bewegung „Deuschland wehrt sich“ (DWS), deren Organisatoren Torsten Schramke und David Bühring in direkter Nachbarschaft der Schule wohnen, eine Spontankundgebung auf dem Parkplatz vor der zukünftigen Unterkunft. So versammelten sich zu um 19 Uhr ca. 70 TeilnehmerInnen. Das Spektrum reichte von zu Teil stark alkoholisierten AnwohnerInnen mit ihren Kindern und Hunden bis hin zu organisierten Neonazis.

Der Mob fordert und bekommt

Die besorgten RassistInnen kündigten an, so lange zu demonstrieren, bis sie Antworten auf ihre Fragen bekommen. Keine 2 Stunden später erschien tatsächlich Oberbürgermeisterin Gramkow, um sich dem Mob zu stellen. Dies ist ein fatales Signal und bestärkt die Flüchtlingsgegner nur weiter in ihrem Handeln. Dass ein Dialog mit den Wutbürgern, welche permanent wirres Zeug in Richtung der Oberbürgermeisterin schrien, nicht möglich ist, hinderte sie nicht daran, weiterhin auf jede noch so stumpfe Hetze einzugehen. Das Werfen von zwei Böllern, Eiern sowie diverser Gegenstände rundete das Geschehen nur ab.
Am nächsten Tag ein ähnliches Szenario. Wenn auch mit etwas weniger TeilnehmerInnen, hielt DWS am Samstag eine erneute Kundgebung ab. Ein dieses Mal stärkerer linker Gegenprotest wurde von der Polizei erst garnicht bis zum Heim gelassen und wurde so abgedrängt, dass Protest in Hör- und Sichtweite nur bedingt möglich war. Durch die Geschehnisse in Hamburg beim verbotenen „Tag der Patrioten“ wurde die Veranstaltung in Schwerin zu einer Ersatzveranstaltung dieser Demo deklariert. Da sämtliche Ersatzveranstaltungen ebenfalls verboten waren, sollte auch diese Kundgebung aufgelöst werden. Dieses Verbot setzte die Polizei recht spät durch. In dieser Zeit redete sich Torsten S. am Megaphon in Rage und forderte unter Anderem, die GegendemonstrantInnen „an die Wand zu stellen“. Die Polizei reagierte nicht.

Rechte Unfähigkeit

Auch am Sonntag sollte es zu einer weiteren Kundgebung von DWS kommen. Nach einer schwachen Demonstration in Wismar bereiteten sich die OrganisatorInnen gerade auf ihre Kundgebung in Schwerin vor, als sie von der Polizei mit ihrem eigenen Versagen konfrontiert wurden. Da dies nicht mehr als Spontandemonstration gelten konnte und nur eine Anmeldung von linker Seite für den Platz vor der Unterkunft vorlag, waren sie gezwungen, ihre Veranstaltung aufzulösen und den Platz für die AntifaschistInnen und FlüchtlingsunterstützerInnen frei zu machen.
Die 40 Wutbürger machten ihrem Ärger Luft und beleidigte über das Megaphon sämtliche Linken, AnwohnerInnen, Polizisten und was ihm noch gerade in die Finger kam. Zu skurrilen Szenen kam es, als die Polizei ein Megaphon sicherstellen wollte und die Teilnehmer es sich daraufhin gegenseitig hin- und her gereicht haben, bis auch das nichts mehr genutzt hat. Die durchgreifenden PolizistInnen wurden darauf hin als „Linksfaschisten“ beschimpft. Dass diesem Mob trotzdem noch eine Ausweichkundgebung angeboten wurde ist an Frechheit kaum zu überbieten, wurde aber ohnehin auch abgelehnt.
Währenddessen gab es auf dem Parkplatz Musik und Redebeiträge, bei denen die ca. 20 AktivistInnen für eine Willkommenskultur und aktive Hilfe für Flüchtlinge warben.

Wie weiter?

Auch heute will DWS ihrem Rassismus wieder Luft machen. Tatsächlich scheint es ihnen gelungen, in Kooperation mit der Ordnungsbehörde eine Demonstration zu veranstalten. Startpunkt ist die Straszenbahnhaltestelle Rahlstedter Str. um 18.00 Uhr.
Wir kritisieren, dass die Oberbürgermeisterin der Stadt Schwerin bereit ist, auf die Forderungen eines offensichtlich rassistischen Mobs einzugehen. Ihre „Ängste“ und Argumentationen sind nichts als Rassismus! Wir fordern alle Menschen auf, sich heute und auch sonst immer gegen diese Demos und Kundgebungen zu stellen und die Teilnehmenden und Organisierenden als das zu bezeichnen was sie sind: Widerliche Rassisten!

#refugeeswelcome

Edit: Hier kann mensch sich das Spektakel von Freitag nochmal anhören.